32. Kölner Island-Kolloquium (19.11.2005)

  • Begrüßung durch den Außenminister der Republik Island,
    Geir H. Haarde
  • Prof. Dr. Gert Kreutzer (Köln), Präsident der Gesellschaft:
    Deutsche Islandbilder vom 17. Jahrhundert bis heute
  • Honorarkonsulin Bettina Adenauer-Bieberstein (Köln):
    50 Jahre Deutsch-Isländische Gesellschaft e.V., Köln
  • Prof. Dr. Jón Þór Þórhallsson (Reykjavík):
    Island ist fern und doch so nah
    Die moderne Kommunikationsgesellschaft Islands
  • Prof. Dr. Trausti Valsson (Reykjavík):
    Geschichte und Zukunft Islands aus planerischer Sicht

Leitung: Dr. Sverrir Schopka

Informationen zum Programm

 

Das 32. Kölner Island-Kolloquium findet statt am Samstag, den 19. November 2005, um 9.45 Uhr bis zu 15.00 Uhr im Museum für Angewandte Kunst, An der Rechtschule, 50667 Köln.

 

09.45 Uhr Begrüßung durch den Außenminister der Republik Island,
Geir H. Haarde

10.00 Uhr Prof. Dr. Gert Kreutzer (Köln), Präsident unserer Gesellschaft:
Deutsche Islandbilder vom 17. Jahrhundert bis heute

Gert Kreutzer, 1940 in Schlesien geboren, studierte Germanistik, Latein und Nordische Philologie in Münster, Tübingen und Kiel. Nach Ausbildung zum Studienassessor seit 1970 Assistent am Nordischen Institut der Universität Kiel. Promotion 1974, Habilitation 1983, Privatdozent und Akademischer Oberrat an der Universität Kiel, 1989 apl. Professor. 1990 bis September 2005 Professor für Skandinavistik und Direktor des Instituts für Nordische Philologie an der Universität zu Köln. Seit 2002 Präsident der Deutsch-Isländischen Gesellschaft e. V., Köln. Zahlreiche Veröffentlichungen zur Literatur- und Kulturgeschichte Skandinaviens von der Wikingerzeit bis zur Gegenwart, insbesondere isländische Literatur und Kultur. Herausgeber mehrerer Buchreihen und Zeitschriften.

Zum Vortrag: Das Interesse der Deutschen (und in diesem Zusammenhang dürfen wir die Österreicher und Schweizer mit einbeziehen) an Island war seit Jahrhunderten immer erstaunlich groß und hält bis in die Gegenwart hinein an. Dabei wurden im Laufe der Zeit ganz unterschiedliche Bilder von Island entwickelt und vermittelt – von Kaufleuten, Forschern, Reisenden, Politikern, Schriftstellern usw. Der Wandel der Islandbilder, der in ausgewählten Beispielen in diesem Vortrag skizziert werden soll, ist einerseits bedingt durch die unterschiedliche Informations- und Interessenlage auf Seiten der deutschen Rezipienten, andererseits aber natürlich auch durch die geradezu atemberaubende Entwicklung Islands von einem der ärmsten Länder Europas zu einem prosperierenden hochmodernen Gemeinwesen. Der Vortrag soll durch Powerpoint-Folien optisch unterstützt werden.

10.45 Uhr Honorarkonsulin Bettina Adenauer-Bieberstein (Köln):
50 Jahre Deutsch-Isländische Gesellschaft e. V., Köln

Bettina Adenauer-Bieberstein wurde 1947 in Köln als älteste von vier Töchtern von Dr. Max und Dr. Gisela Adenauer geboren. Nach Schulbesuch in Köln folgte das Studium der Rechtswissenschaften in Köln, München, Genf und Berlin. Seit 1975 ist sie in der Rechtsabteilung der Deutschen Lufthansa AG, Köln, mit Schwerpunkt Luftverkehrsrecht tätig und als Rechtsanwältin zugelassen. 1963 unternahm sie ihre erste ausgedehnte Reise nach Island zusammen mit ihrem Vater an Bord der MS Gullfoss. Mehrere weitere Reisen nach Island folgten. Seit 1998 gehört sie dem Präsidium der Deutsch-Isländischen Gesellschaft Köln an und ist seit 2001 Honorarkonsulin der Republik Island mit Zuständigkeit für die Regierungsbezirke Köln und Arnsberg. Sie ist verheiratet mit Ministerialrat a. D. Karl Jörg Bieberstein.

Zum Vortrag: Im Januar 1955 als dritte der großen deutsch-isländischen Freundschaftsgesellschaften nach der Germania in Reykjavík und der Gesellschaft der Freunde Islands, Hamburg, gegründet, hat die Deutsch-Isländische Gesellschaft e. V., Köln, in den vergangenen 50 Jahren einen wesentlichen Beitrag zu den deutsch-isländischen Beziehungen geleistet. Durch Veranstaltungen und Veröffentlichungen hat sie zur Förderung der Beziehungen zwischen Isländern und Deutschen beigetragen und geholfen, die wechselseitigen Kenntnisse zu vertiefen. Ihre Wurzeln, ihre Entwicklung und Aktivitäten sollen in dem Vortrag nachgezeichnet werden.

11.30 Uhr Prof. Dr. Jón Þór Þórhallsson (Reykjavík):
Island ist fern und doch so nah
Die Kommunikationsgesellschaft hat Entfernungen schrumpfen lassen

Jón Þór Þórhallsson, geboren 1939 in Reykjavík, studierte Physik in Karlsruhe und Giessen und schloß das Studium mit der Promotion zum Dr. rer. nat. ab. Anschließend ging er nach Kanada, wo er die nächsten zwei Jahre mit Forschungsarbeiten an University of Alberta und University of British Columbia beschäftigt war. 1969–1974 hatte er eine Professur für Physik, Mathematik und Informationstechnologie am Red Deer College inne. Danach kehrte er nach Island zurück und wurde Leiter der Datenzentrale der Universität Island. Von 1977 bis 1997 war er Geschäftsführer der Staatlichen und Kommunalen Datenzentrale in Island (SKÝRR) mit Sitz in Reykjavík. 1997 folgte die Gründung der European Consulting Partners, einer internationalen Beratungsfirma, deren Geschäftsführer er seit Anbeginn ist, und 2003 gründete er als geschäftführender Gesellschafter die Knowledge Solution Group, eine lettische Beratungsfirma in Riga.
1981-1997 war Dr. Þórhallsson Dozent an der Wirtschaftswissenschaftlichen Fakultät der Universität Island, 1995-1996 Vizepräsident der Regierungskommission für die Informationsgesellschaft in Island, und 1997-2000 Mitglied des Isländischen Forschungsrates. Seit 1997 ist er Präsident der CECUA (Confederation of European Computer User Associations.

Zum Vortrag: In der Geschichte Islands hat Kommunikation immer eine große Rolle gespielt. Aber häufig lieferte die geographische Isolierung des Landes große Hindernisse. Das gleiche tat die dünne Besiedlung des Landes entlang der Küste. Die Telekommunikation hat all das geändert. Seit 1906 ist Island mit der Welt durch Seekabel verbunden, und Telefongespräche konnten geführt, Telegramme und Telexe konnten geschickt werden. Die Isolierung wurde aufgehoben. Der völlige Durchbruch gelang Ende des vorigen Jahrhunderts durch das Internet. Damit war Island bereit, an der globalen Entwicklung teilzunehmen.
Die isländische Regierung hat maßgeblich an dieser Entwicklung teilgenommen und auf sie eingewirkt. Durch die 1996 veröffentlichte Vision der isländischen Regierung für die Informationsgesellschaft wurde die Grundlage für die rasche Entwicklung geschaffen. Diese Vision wurde vorbereitet unter Mitwirkung der Bevölkerung, fast ein Prozent der Isländer aus allen Kreisen hat an der Vorbereitung teilgenommen.
Heute steht Island an der Spitze der Nutzung des Internets in ganz Europa. Fast alle Haushalte und Firmen haben Zugang zum Internet, und die Regierung und die Stadt Reykjavík planen, dass innerhalb von wenigen Jahren alle Isländer Zugang zum Breitband haben. Das wird das größte Ereignis in der Geschichte Islands, um die Isolierung vollständig zu überwinden.

12.15 Uhr Mittagspause

13.45 Uhr Prof. Dr. Trausti Valsson (Reykjavík):
Geschichte und Zukunft Islands aus planerischer Sicht

Trausti Valsson, geboren 1946, studierte Architektur und Stadtplanung an der TU Berlin von 1967 bis 1972. danach arbeitete er sechs Jahre lang in dem Stadtbau- und Entwicklungsamt von Reykjavík. 1980 fing er mit seiner Doktorarbeit an der University of California in Berkeley an. Er promovierte 1987 mit seiner Dissertation „A Theory of Integration for Design and planning Based on the Concept of Complementarity“. 1988 erhielt Valsson eine Teilzeit-Berufung von der Universität Island, und im Jahre 2000 die erste Professur der Planung in Island. Trausti Valsson hat über 80 Aufsätze veröffentlicht und 11 Bücher herausgegeben. Diese Bücher sind in Isländisch geschrieben, außer zwei in Englisch: „City and Nature – An integrated Whole“ (2000) und „Planning in Iceland. From the Settlement to Present Times“ (2003).Für weitere Informationen, siehe seine Homepage:http://www.hi.is/~tv

Zum Vortrag: Dieser Vortrag schildert, wie ein Planer die Geschichte Islands, sowie auch die Zukunft dieses Landes, in neuem Licht zeigen kann. Die Geschichte Islands fängt mit zwei klaren Anfängen an. Als erstes: Das vulkanische Entstehen aus dem blauen Meer, und zweitens viel später: Die Ankunft der ersten Siedler zu der unbebauten Insel im Jahre 874. Zu diesen außergewöhnlichen Vorteilen – für eine Modelstudie – kommt, dass sich diese Insel mit sehr überschaubaren Einflussfaktoren entwickelt hat – so sehr, dass Island mit der gut dokumentierten Geschichte beinahe als ein Labor betrachtet werden kann – die uns in die Lage versetzt zu studieren, wie eine Siedlung entsteht und sich weiter entwickelt.
Weil Island an der Grenze des Bewohnbaren liegt – was Vegetation und Temperatur betrifft – gibt die Besiedlungsgeschichte der Insel gute Auskunft darüber, was das Abkühlen oder die Erwärmung des Weltklimas für ein nördliches Land bedeutet. Jetzt, wenn eine Erwärmung des Globus vorhergesagt wird, ist die Geschichte ähnlicher klimatischer Prozesse in früheren Zeiten wertvoll. Bei früherer globalen Erwärmung sind Organismen und Menschen logischerweise in Richtung der Pole gezogen. Das wird auch zum Teil jetzt geschehen. In nördlichen Breiten von Kanada, Russland und Skandinavien gibt es riesige Landflächen mit enormen Ressourcen, wie z. B. Öl und Gas. Wenn die Schiffsrouten zwischen dem Atlantik und dem Stillen Ozean – die an Island vorbei führen – sich öffnen, werden diese Ressourcen in die weite Welt transportierbar.

15.00 Uhr Schlusswort