31. Kölner Island-Kolloquium (27.11.2004)
- Steinunn Sigurðardóttir, Montpellier:
Mit den Augen einer Schrifstellerin – 60 Jahre isländische Republik - Prof. Dr. Gert Kreutzer, Köln:
Die Anfänge der isländischen bildenden Kunst - Edgar Manz, Trier:
10 Jahre Schüleraustausch zwischen Egilsstaðir und Trier - Dr. David Bothe, Köln:
Das Kárahnjúkar-Kraftwerk – können die Umweltkosten monetär bestimmt werden?
Leitung: Dr. Sverrir Schopka
Informationen zum Programm
Steinunn Sigurðardóttir (Montpellier):
Mit den Augen einer Schriftstellerin – 60 Jahre isländische Republik
Steinunn Sigurðardóttir, geboren 1950 in Reykjavík, machte ihr Abitur 1968 am Gymnasium zu Reykjavík und studierte anschließend Psychologie und Philosophie am University College in Dublin mit dem Abschluß BA (Hons.) 1972. In den nächsten Jahren war sie als Journalistin am Rundfunk Reykjavík tätig, u.a. als Korrespondentin in Stockholm 1980-82. Sie ist eine der produktivsten Schriftstellerinnen Islands. Bereits 1969 erschien ihr erster Lyrikband. Später kamen Romane hinzu. Erwähnt seien die ins Deutsche übersetzten Werke „Der Zeitdieb“, „Herzort“ und der urkomische neue Roman „Gletschertheater“.
Zum Vortrag: Im letzten Jahrhundert hat Island eine Veränderung seiner Lebensverhältnisse mit Lichtgeschwindigkeit erlebt. Die Referentin wird hierauf eingehen und über die Vorstellungen der Isländer zur Unabhängigkeit wiedergeben. In diesem Zusammenhang wird sie auf den speziellen kalten Krieg, der in Island herrschte, und weder von Wissenschaftlern noch von Künstlern gebührend behandelt wurde, erörten. Sie wird über den Kampf der Frauen für mehr Rechte berichten und sich mit der Stellung der Frau heute, insbesondere in Politik, Wirtschaft und Kunst befassen. Wie sehen die Isländer sich selber und welches Naturverständnis haben sie? Hierüber wird sie abschließend referieren und zeigen, wie dies in der isländischen Literatur und Film sich wiederfindet.
Prof. Dr. Gert Kreutzer (Köln):
Die Anfänge der modernen isländischen Malerei
Gert Kreutzer, geb. 1940, ist Professor für Nordische Philologie (Skandinavistik) an der Universität zu Köln und Präsident der Deutsch-Isländischen Gesellschaft e. V. Köln. Seine zahlreichen Veröffentlichungen befassen sich vor allem mit der älteren und neueren skandinavischen, insbesondere isländischen Literatur und Kultur.
Zum Vortrag: Erst um die Wende zum 20. Jahrhundert verbesserten sich in Island mit fortschreitender Unabhängigkeit (1874: eigene Verfassung, 1904: isländischer Minister, 1918: Island de jure unabhängig) und wirtschaftlichem Wachstum allmählich auch die Voraussetzungen für die bildenden Künste, doch die geringe Bevölkerungszahl (damals etwa 70.000) und das fast völlige Fehlen eines städtischen Milieus bedeuteten ernsthafte Hindernisse. Dennoch erlebte gerade die isländische Malerei in diesen Jahrzehnten einen gewaltigen Aufschwung und errang spätestens 1927 durch eine große Gemeinschaftausstellung in Kopenhagen die Aufmerksamkeit und Anerkennung eines internationalen Publikums. Führend als Pioniere einer professionellen, hohen künstlerischen Ansprüchen genügenden isländischen Malerei waren Þórarinn B. Þorláksson (1867–1924), Ásgrímur Jónsson (1876–1958) und Jón Stefánsson, die mit ihrem Werdegang und ihren wichtigsten Bildern in einem Powerpoint-unterstützten Vortrag vorgestellt werden sollen. Sie gehören noch heute mit Recht zu den bekanntesten und beliebtesten Malern Islands und hatten Einfluss weit über ihre eigene Zeit hinaus.
Edgar Manz (Trier)
10 Jahre Schüleraustausch zwischen Egilsstaðir und Trier
Edgar Manz, geboren 1956, Oberstudienrat am Max-Planck-Gymnasium Trier, studierte 1976-1981 Geographie, Sport und Erziehungswissenschaften an der Johannes-Gutenberg-Universität in Mainz. 1982–1984 absolvierte er das Referendariat am Staatlichen Studienseminar Trier.1985–1990 war er Hauptgeschäftsführer des Eifelvereins in Düren und Generalsekretär der Europäischen Vereinigung für Eifel und Ardennen/Deutsche Sektion sowie Verlags- und Schriftenleiter im Verlag des Eifelvereins. Seit 1990 ist er in gymnasialem Schuldienst in Mainz und Trier tätig.
Zum Vortrag: Das Max-Planck-Gymnasium Trier (rd. 1000 Schüler) hat neben einer mathematisch-naturwissenschaftlichen Schwerpunktsetzung mehrere Schulprofil bildende Bildungsangebote. Dazu gehört sicherlich auch ein u.E. sinnvoll konzipiertes „Fahrtenkonzept“ für die gesamte Schulzeit der Klassenstufen 5 bis 13. Teil dieser Konzeption sind zum Teil spezielle geographische Unterrichtsgänge, Wanderungen, kleine und auch große Exkursionen. Zu einem anderen Teil aber bildet die Geographie auch eine Klammer zu landeskundlichen Veranstaltungen mit unserem vielfältigen Sprachenangebot in Französisch, Englisch, Spanisch und Russisch. Eine seit nunmehr 10 Jahren bestehende Austausch-Partnerschaft mit Egilsstaðir/Menntaskólinn á Egilsstöðum ist dabei ebenso etwas durchaus Außergewöhnliches wie auch beispielsweise die Austausch-Aktivitäten mit Russland/ Troizk, Spanien/ Teneriffa und Frankreich/ Boulogne-s-M. Der Island-Austausch bietet den isländischen Freunden die Möglichkeit in zwei Wochen unmittelbare Sprachenpraxis in unserer Schule, den Familien und Freundeskreisen unserer Schüler und Schülerinnen zu erleben. Unsere Teilnehmer/innen einer Arbeitsgemeinschaft Island erfahren und erleben unter geographisch-geologischen Aspekten während einer 14tägigen Exkursion den für Mitteleuropäer zunächst fremden Natur- und Kulturraum der – um Worte der Touristikbranche zu nutzen – „Insel aus Feuer und Eis zwischen Europa und Amerika/ am Polarkreis“.
Der Vortrag stellt im Rahmen der Fahrten-Konzeption der Max-Planck-Gymnasiums den Austausch mit der Partnerschule in Egilsstaðir dar. Die Entwicklung der Aktivitäten, Zielsetzungen und Realisierungen sowie einige wichtige Veränderungen in den vergangenen 10 Jahren werden erörtert. Nicht fehlen darf dabei eine kurze Darstellung eines Aufenthaltes der isländischen Gäste in der Region Trier sowie die Diaschau einer Rundreise auf Island, wie sie die deutschen Schülerinnen und Schüler erfahren und mit unvergesslichen Eindrücken erleben.
Dr. David Bothe (Köln):
Das Kárahnjúkar-Kraftwerk – können die Umweltkosten monetär bestimmt werden?
Dr. David Bothe, geboren 1974, begann 1994 sein Studium der Volkswirtschaftslehre an der Universität zu Köln mit dem Schwerpunkt Umwelt- und Ressourcenökonomie und Wirtschafts- und Sozialgeographie. Seine Diplomarbeit zum Thema „Energiewirtschaft und energieintensive Industriezweige auf Island“ am Institut für Wirtschafts- und Sozialgeographie schloß er im Jahr 2000 ab. Zwischenzeitlich hatte er noch 2 Semester Umweltwissenschaften in Lüneburg studiert. In den Jahren 2001–2003 arbeitete er an seiner Dissertation zum Thema „Kontingente Bewertung von Umweltkosten als Entscheidungsgrundlage“ bei Prof. Dr. Gläßler am Institut für Wirtschafts- und Sozialgeographie und wurde im Dezember 2003 zum Dr. rer. pol. promoviert. Zur Zeit ist er selbständig tätig und erarbeitet eine Studie zum Thema „Banken und Nachhaltigkeit“. Mit Island ist er seit Jahren eng verbunden. Seine erste Islandreise machte er mit dem Fahrrad während der Schulzeit. In den nächsten Jahren folgten mehrere Reisen. Im Sommer 1998 arbeitete er auf einer Farm in Skagafjörður und 1999 führte er Recherchen für seine Diplomarbeit aus und genoß dabei die Unterstütung der Invest in Iceland Agency–Energy Marketing. Auch sein Forschungsaufenthalt 2001–2002 für die Dissertation wurde von der Kraftwerksgesellschaft Landsvirkjun und Invest in Iceland Agency unterstützt.
Zum Vortrag: Der Referent wird zunächst eine ausführliche Darstellung über das Kárahnjúkar-Projekt und die Umweltfolgen geben: Lage, Auswirkungen auf Flusssystem, Landschaft und generelle Umweltproblematik. Ferner wird er auf die Gründe der Kritiker und Befürworter eingehen. Daran anschließen wird sich dann ein kurzer theoretischer Exkurs zur Frage, wie man in solchen Konflikten Ökonomie gegen Ökologie abwägen kann, wie die Umweltbewertung dazu einen Beitrag leisten und schließlich wie man Umweltgüter überhaupt bewerten kann. Abschließend wird er dann präsentieren, wie genau er seine Studie designed hat und welche Ergebnisse daraus hervorgingen.