36. Kölner Island-Kolloquium (28.11.2009)

  • S.E. Botschafter Ólafur Davíðsson, Berlin:
    Meine Zeit in Deutschland – heute und vor vierzig Jahren
  • Dr. Kristján Sæmundsson, Reykjavík:
    Geothermie in Island aus geologischer Sicht
  • Dr. Christian Schoen, Reykjavík:
    Icelandic Art Today – Kunstvermittlung in Zeiten der Krise
  • Sonja Lenz, Nonnweiler:
    Eine Inselzeitreise auf die Vestmannaeyjar

Leitung: Dr. Sverrir Schopka

Informationen zum Programm

Begrüßung durch den Präsidenten der DIG, Prof. Dr. Gert Kreutzer

S.E. Botschafter Ólafur Davíðsson (Berlin)
Meine Zeit in Deutschland – heute und vor vierzig Jahren

Ólafur Davíðsson, geboren 1942 in Reykjavík, studierte von 1962 bis 1968 Volkswirtschaftslehre in Heidelberg und Kiel und machte 1968 seinen Abschluss als Volkswirt an der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel. Von 1969 bis 1982 arbeitete Ólafur Davíðsson als Volkswirt am Nationalen Wirtschaftsinstitut Reykjavík, 1981 bis 1982 als Direktor des Instituts. Von 1983 bis 1991 war er Direktor des Industrieverbandes Island sowie Mitglied des Beratenden Komitees der Europäischen Freihandelsassoziation EFTA, von 1988 bis 1990 Vorsitzender des Komitees. Parallel dazu war er von 1983 bis 1991 Mitglied des Vorstandes des Industrie-Darlehensfonds Islands sowie von 1986 bis 1992 Vorstandsvorsitzender der Finanz- und Entwicklungsgesellschaft Islands. In den Jahren von 1992 bis 2004 war Ólafur Davíðsson als Staatssekretär im Büro des Ministerpräsidenten tätig. Zugleich wurde er von 2000 bis 2004 als Stellvertretender Bevollmächtigter Islands beim Internationalen Währungsfond IWF bestellt und saß in den Jahren 2002 bis 2004 dem isländischen Exekutivkomitee zur Privatisierung vor. Seit 2005 ist Ólafur Davíðsson Botschafter von Island in Deutschland und ist außerdem für die Länder Bulgarien, Kroatien und Polen seitenakkreditiert. Ólafur Davíðsson ist verheiratet und hat drei Kinder.

Zum Vortrag: Nach fünf Jahren als isländischer Botschafter zieht Ólafur Davíðsson Bilanz über seine Zeit in Deutschland – als Student in den sechziger Jahren und als Botschafter vierzig Jahre später. Dabei wirft er auch einen Blick auf die Beziehungen der beiden Länder in ihrer heutigen Ausprägung.

Dr. Kristján Sæmundsson (Reykjavík):
Geothermie in Island aus geologischer Sicht

Dr. Kristján Sæmundsson, 1936 in Hólmavík geboren, verbrachte seine Schulzeit in Hafnarfjörður und Laugarvatn (Abitur). Er begann sein Studium der Geologie in Freiburg i.Br., Vordiplom 1958 und studierte weiter in Köln, wo er 1966 bei Prof. M. Schwarzbach promovierte. Seine Doktorarbeit trug den Titel „Geologie und Tektonik des Hengill-Gebietes“. Heute ist dieses Gebiet der wichtigste Lieferant geothermischer Energie Islands mit 300 MW thermal und 213 MW Strom. Er war seit 1966 bei Orkustofnun (Energy Authority) und von 2003 bis 2006 bei ÍSOR (Iceland Geosurvey) angestellt. Sein Arbeitsgebiet war die Geologie der Thermalgebiete Islands. Dazu gehören lokale Detailuntersuchungen, aber auch regionale Studien der Geologie des Landes. Sæmundsson ist Verfasser zahlreicher Publikationen zur Geologie Islands und Mitarbeiter der neueren geologischen Karten. Arbeiten im Ausland waren hauptsächlich in Ostafrika (Djibouti und Kenia) und auf den Azoren, beide sind noch nicht abgeschlossen.

Zum Vortrag: Island ist bekannt für seine geothermalen Ressourcen. Diese befinden sich in allen Landesteilen, nicht regellos wie wir sehen werden, sondern stark abhängig vom geologischen Bau verteilt. In den Niedertemperaturgebieten seien erwähnt die Erdbebenspalten Südislands zwischen Hellisheiði und Hekla. Diese Spalten sorgen für Permeabilität in einer sonst wenig durchlässigen Gesteinsmasse. Es sind hier 70-80 Heißwassersysteme ausgenutzt, die meisten davon durch Bohrungen erschlossen. Gangsysteme sind besonders im mittleren Nordisland wichtige Heißwasserträger. Diese wurden in jüngerer geologischen Zeit reaktiviert, weil alte und junge tektonische Beanspruchung die Nord-Süd Spaltenrichtung gemeinsam hat. Mit zwei Ausnahmen sind alle Städte und größeren Ansiedlungen von Húsavík im Osten bis Hrútafjörður im Westen mit Geothermalwasser versorgt. Die Spaltenschwärme der aktiven Vulkanzonen reichen z. T. weit in die altquartären und tertiären Randgebiete hinein und schaffen die nötige Permeabilität für tiefreichende Konvektionssysteme. Die Geothermalsysteme in der Umgebung von Reykjavík gehören zu diesem Typ. In den letzten 25 Jahren
wurden verborgene Thermalsysteme an vielen Stellen durch systematisches Aufsuchen mittels Temperaturmessungen in 40-60 m tiefen Bohrlöchern entdeckt. Abnormal hoher geothermischer Gradient deutet hier auf ein unterliegendes Heißwasservorkommen. Knapp 90% der Bevölkerung Islands hat Zugang zu Geothermalwasser, wovon etwa 65% aus Niedertemperatursystemen kommt. Anfänglich geht der Autor auf den Beginn der Untersuchungen in Island ein, die durch den Besuch von Robert Bunsen vor 160 Jahren eingeleitet wurden. Der Schwerpunkt seines Vortrages befasst sich mit der aktiven Vulkanzone Islands und den Hochtemperaturgebieten, die eine Fläche von mehr als 50 km2 erreichen können.

Dr. Christian Schoen (Reykjavík):
Icelandic Art Today – Kunstvermittlung in Zeiten der Krise

Dr. Christian Schoen, geboren 1970 in Marburg, studierte Kunstgeschichte, Psychologie und Politikwissenschaften in Kiel und München. Er promovierte über Albrecht Dürers ´Adam und Eva´ (Reimer-Verlag, Berlin 2001). Von 2000 bis 2003 leitete er die städtische Kunsthalle 13/halle in München, seit 2001 die OSRAM ART PROJECTS, München. Er unterrichtete am Kunsthistorischen Institut München und ist seit 2004 Lehrbeauftragter für Diziplinübergreifende Methoden an der Universität St. Gallen. 2005 ging er als Direktor des CIA.IS – Center for Icelandic Art, nach Reykjavík.
Er war u.a. Beiratsmitglied und Mitglied des Ankaufskomitees des Reykjavik Art Museums sowie Mitinitiator und Vorsitzender des SEQUENCES Festivals. Für den isländischen Pavillon auf der Biennale di Venezia war er 2007 und 2009 als Kommissar verantwortlich.
Veröffentlichungen zur klassischen Kunst, zur Gegenwartskunst und zu den neuen Medien, zuletzt Icelandic Art Today (Hrsg. mit Halldór Björn Runólfsson, Ostfildern 2009) und Ragnar Kjartansson – The End (Ostfildern, 2009).

Zum Vortrag: Das Center for Icelandic Art (CIA.IS) eröffnete im März 2005. Die Institution dient der Förderung und Sichtbarmachung isländischer Künstler im Ausland, dem internationalen Dialog sowie Ausbau professioneller Netzwerke.
In seinem Vortrag schildert der Gründungsdirektor des CIA.IS die Arbeit der Institution, erläuert, welche Chancen sich für die Kunst aus der Krise ergeben und stellt einzelne künstlerische Projekte vor.

Sonja Lenz (Nonnweiler):
Eine Inselzeitreise auf die Vestmannaeyjar

Sonja Lenz, 1975 in Trier geboren, studierte an der Universität Trier Angewandte Physische Geographie und Ethnologie. Während ihres Studiums hat Frau Lenz viele Länder bereist, und besonders Island hat sie in seinen Bann gezogen. Nach dem Studium zog es die Geographin als wissenschaftliche Mitarbeiterin in die Abteilung Vulkanologie am Geomar Forschungsinstitut Kiel. Nach einjähriger Mitarbeit im Forschungsinstitut wechselte sie zunächst in den Journalismus und machte ein Praktikum mit anschließender freier Mitarbeit beim NDR Schleswig Holstein. Parallel war sie als Wanderreiseleiterin in Island, Frankreich und anderen Ländern unterwegs.
Ende 2008 verwirklichte die Weltenbummlerin sich dann den Traum und gründete das Reiseunternehmen “Inzelzeitreisen”. Ihr Ziel ist es, ihren Gästen in kleinen Gruppen die bereisten Länder mit allen Sinnen nahezubringen. Ihre entschleunigten Wanderreisen führen sie mit ihren Wandergruppen auf die Westmännerinseln und an die Südküste Islands und in verschiedene Regionen Deutschlands.

Zum Vortrag: Sechs Monate lang lebte und arbeitete die Vulkanologin und Reiseveranstalterin auf Heimaey, die größten der Westmännerinseln in Island. Seitdem verbringt sie jeden Sommer in ihrer zweiten Heimat. In fantastischen Bildern vermittelt sie den Zauber, der Island und besonders den Westmännerinseln innewohnt. Dabei wechseln Erläuterungen ab mit Bilderreihen, die nur von ausgewählter isländischer Musik begleitet werden. Frau Lenz möchte Ihnen keinen Vortrag halten, sondern Sie für einige Momente nach Island reisen lassen!

Kommen Sie mit auf eine Reise nach Island,
fühlen Sie den Wind, der vom Meer weht,
lauschen Sie der Brandung und den Erzählungen des Landes,
riechen Sie das Salz der Luft und
bewundern Sie die Farbspiele des Himmels und der Felsen.