41. Kölner Island-Kolloquium (21.11.2015)

  • Sigrún Magnúsdóttir (Reykjavik)
    Umweltschutz – der Schlüssel zur Zukunft

  • Ingimundur Sigfússon (Reykjavik)
    Island nach dem Finanz-Kollaps: Aufbaupolitik im Inneren und außenpolitische Orientierung

  • Dr. Anne Siegel (Köln)
    Bücher, Pop und Skyr – Island als Exportschlager

  • Clarissa Karthäuser (Kiel)
    In Island abgetaucht – Entdeckungsreise in eine heiß-kalte Unterwasserwelt

Leitung: Dr. Sverrir Schopka

Informationen zum Programm

Sigrún Magnúsdóttir (Reykjavik)
Umweltschutz – der Schlüssel zur Zukunft

Sigrún Magnúsdóttir wurde 1944 in Reykjavik geboren, mittlere Reife 1961, Abitur 1976. Später studierte sie Völkerkunde und Soziologie an der Universität Islands mit dem Abschluss Bachelor 2006. 1962 bis 1967 war sie bei einer Bank in Darmstadt tätig und anschließend in Reykjavik bis 1969. In Bildudalur war sie zwei Jahre Lehrerin bis 1971. Danach als Kauffrau mit eigenem Kolonialwarengeschäft in Reykjavik bis 1994. Sie war Initiatorin und Leiterin des Seefahrtmuseums Víkin am alten Hafen von Reykjavik 2005 bis 2011. Seit dem 31. Dezember 2014 bekleidet sie das Amt der Ministerin für Umwelt und Naturressourcen in Island.
Sigrún engagiert sich stark in der Fortschrittspartei (Framsóknarflokkurinn) in Reykjavik. Hier hat sie zahlreiche Ämter übernommen, auch im Vorstand: So war sie Präsidentin der Bürgerschaft in Reykjavik 1994 bis 2000 und seit 2013 sitzt sie Im Alþingi als Abgeordnete der Fortschrittspartei und war bis Anfang 2015 deren Fraktionsvorsitzende.
Sigrún ist verheiratet und hat zwei Töchter aus erster Ehe.

Zum Vortrag: Island ist bekannt für die „grüne“ Energie, Wasserkraft und Geothermie. Diese preiswerte und umweltschonende Energieform hat zum starken Ausbau der Kraftwerkskapazitäten in Island geführt. Wo ist die Grenze und wie wird der Naturschutz gewährleistet, auch unter dem Aspekt der enorm gestiegenen Anzahl der Touristen, die das Land „heim“ suchen? Hierüber wird die Umweltministerin berichten und die Vorstellungen der Isländer zum Klimaschutz erläutern. Die Internationale Klimaschutzkonferenz findet Anfang Dezember in Paris statt.

Ingimundur Sigfússon (Reykjavik)
Island nach dem Finanz-Kollaps: Aufbaupolitik im Inneren und außenpolitische Orientierung

Ingimundur Sigfússon wurde 1938 in Reykjavík geboren. Nach Abschluss seines Jura-Studiums im Jahre 1967 wurde er Geschäftsführer der Fa. Hekla. 1994 wechselte er in das Außenministerium und diente als Botschafter in Deutschland von Anfang 1995 bis 2001 und in Japan von 2001 bis 2004. In seiner beruflichen Laufbahn hat er auch zahlreiche Funktionen in der Wirtschaft und Kultur übernommen. Er hatte verschiedene Aufsichtsratsmandate in Firmen und Verbänden von 1967 bis 1994 inne. Nach Beendigung seiner diplomatischen Laufbahn war er Vorsitzender/ Vizevorsitzender des Reykjavík Arts Festival 2005 bis 2011 und Vorstandsvorsitzender des isländischen Nationaltheaters 2008 bis 2015.

Zum Vortrag: Der Zusammenbruch des isländischen Bankensystems während der globalen Finanzkrise von 2008 war die größte, die jemals ein souveräner Staat im Verhältnis zur Größe der Wirtschaft erlitten hat. Er zählt auch zu den umfangreichsten Firmenkonkursen der Geschichte. Abgesehen von den dramatischen politischen Auswirkungen, wie Massendemonstrationen und einem Regierungskollaps, waren die schweren wirtschaftlichen Folgen der Krise schnell zu spüren. Erbitterter öffentlichen Widerstand gegen die Annahme gesetzlicher Haftung für die sogenannten Icesave-Konten (Einzelsparkonten einer gescheiterten isländischen Bank in Großbritannien und Holland) hat nicht nur ein Rettungsprogramm des internationalen Währungsfond gestört, sondern spielte auch eine Rolle beim Scheitern eines umstrittenen EU-Mitgliedsantrag.
In dem Vortrag diskutiert der Referent die innenpolitische Reaktion auf die Finanzkrise und die Auswirkungen auf die isländische Außenpolitik und Beziehungen zu Europa. Er zeigt, dass der Wiederaufbau, der in Island viel schneller als erwartet gelungen ist, mit einer Rückkehr zu einem starken wirtschaftlichen Wachstum und einem deutlichen Rückgang der Arbeitslosigkeit einhergeht. Dennoch bleibt die innenpolitische Lage unberechenbar, weil den traditionellen politischen Parteien das Vertrauen der Bevölkerung noch fehlt. Zum Abschluss wird er sich damit befassen, dass trotz des Abbrechens der EU-Beitrittsverhandlungen aus souveränen Wirtschaftsgründen Islands westorientierte Außenpolitik in ihren Kernelementen unverändert bleiben wird.

Dr. Anne Siegel (Köln)
Bücher, Pop und Skyr – Island als Exportschlager

Dr. Anne Siegel wurde 1964 geboren und studierte Wirtschaftswissenschaften, Psychologie und Soziologie und ist Journalistin, Filmemacherin und Schriftstellerin.
Sie war freie Korrespondentin für deutsche, britische und amerikanische Sender und lebte in Israel, in den Niederlanden und an der Westküste der USA. Auf einem Filmfestival unter der Aschwolke des Eyjafjallajökull auf dem Weg in ihre damalige Heimat San Francisco ausgebremst, erfuhr sie von einer isländischen Freundin von der Geschichte mehrerer hundert deutschen Einwanderinnen in Island und begann zu recherchieren und darüber zu schreiben. Ihr Sachbuchdebüt FRAUEN FISCHE FJORDE wurde nicht nur erfolgreich, es führte seine Autorin dauerhaft nach Island. In den vergangenen drei Jahren tourte Anne Siegel mit mehr als 100 Lesungen durch fünf Länder, um davon zu erzählen. Im Frühjahr erschien anlässlich des Jubiläums „60 Jahre deutsch-isländische Freundschaft“ ihr Romandebüt NORDBRÄUTE, das von der Kritik begeistert gefeiert wird. Das vierte Buch der Autorin erzählt von der deutsch-isländischen Geschichte im Schatten der Bankenkrise des Jahres 2008 und handelt von der eigensinnigen Christa, die 1949 nach Island ging, ihren Freundinnen und ihrer Familie. NORDBRÄUTE wirft Fragen zum Begriff „Heimat“ aus deutscher und isländischer Sicht auf und wirft in einem packenden Erzähltempo in seinem roten Faden die Frage auf, was wichtiger ist, Familie oder Freundschaft.
Anne Siegel, die regelmäßig auf FrauenFischeFjorde.de über Island bloggt, arbeitet bereits am Fortsetzungsroman und legt auf ihrer Herbstreise durch Deutschland einen Zwischenstopp auf dem Island-Kolloquium ein.

Zum Vortrag: Island ist sexy. Egal was von dort aufs europäische Festland kommt, der isländische Lebensstil steht aus Sicht vieler Europäer für Gelassenheit, Gerechtigkeit und ein nach der Finanzkrise frisch erstarktes Selbstbewusstsein. Spätestens seit Griechenland in die Schuldenkrise geriet, gilt der „isländische Weg“ der ökonomischen Heilung international als „herausragend“ oder „mutig“.
Wird das Land, aus dem wir früher nur Islandpferde und Eiderdaunen importierten, heute sogar ein wenig zu sehr idealisiert? Was bedeutet das für die Isländer? Wie viel des isländischen Lebensstils lässt sich überhaupt adaptieren, ohne die Ressourcen dort an Grenzen zu bringen?
Egal, ob Musik, Literatur oder neuerdings der Skyr – „Das Zeug geht weg, wie warme Semmeln“ konstatieren deutsche Supermarktleiter. Um das weiße Gold isländischer Molkereien und seine Popularität tobt gerade sogar ein richtiger Streit: während Islands Skyr-Exporte sich durch die gestiegene Nachfrage verzehnfachten und das Landwirtschaftsministerium jetzt erste Lieferungen nach Deutschland genehmigte, rollte längst eine dänische Molkereikette den deutschen Markt mit isländischen Rezepten auf und sorgte für einen Skyrboom unter Fitness-Apologeten und jungen Hipstern. Dürfen die Dänen das überhaupt? Was machen Island Bauern nun? Und wo soll der Kult um alles Isländische noch enden, wenn BJÖRK jetzt sogar schon Dom Pérignon-Champagnerflaschen designt?

Clarissa Karthäuser (Kiel)
In Island abgetaucht – Entdeckungsreise in eine heiß-kalte Unterwasserwelt

Clarissa Karthäuser, geboren 1992 in Troisdorf erhielt die allgemeine Hochschulreife in Juni 2010. Seit dem studiert sie Biologie an der Christian Albrechts Universität in Kiel. Im März 2014 schloss sie ihre Bachelorarbeit im Fachbereich II der GEOMAR (Marine Biogeochemie).seit Oktober 2014 folgt das Masterstudium zum Thema „Biological Oceanography“. Sie ist geprüfte Forschungstaucherin mit der Zusatzqualifikation Nitrox, und hat zahlreiche Praktika absolviert nicht nur in Kiel, sondern auch in Bremen, Ägypten und zurzeit in Woods Hole, Massachusetts, USA.

Zum Vortrag: Einführung: Was verschlägt eine Meeresstudentin nach Akureyri?
Tauchen in Island.
Eine heiße Quelle – wie entsteht sie und was hat sie mit schwarzen Rauchern, Vulkanen und Geysiren gemeinsam?
Was bedeutet die tektonische Plattengrenze für Islands Unterwasserwelt?

  • Heiße und kalte Seen mit ungewöhnlichen Phänomenen
  • Heiße Quellen und Schornsteine aus Mineralien im Fjord
  • Warmes Wasser in einem kalten Meer – ein unerforschtes Ökosystem

Welche Möglichkeiten haben und nutzen Urlauber und Wissenschaftler, die Ökosysteme zu erkunden?
Abschluss: Welche Bedeutung können die heißen Quellen unter Wasser in Zukunft für Forschung und Interessierte haben? Wie werden sie genutzt und geschützt?