41. Kölner Island-Kolloquium (22.11.2014)

  • Gunnar F. Guðmundsson (Reykjavik)
    Pater Jón Sveinsson. Eine reale oder fiktive Person?

  • Dr. Regina Jucknies (Bonn)
    Neues über alte Drucke. Zum 150. Geburtstag von Heinrich Erkes

  • Dr. Peter Everts (Köln)
    Skagi – eine vergessene Halbinsel in Nord-Island

  • Dr. Lilja Schopka-Brasch (Hamburg)
    "Jökla-Emmy". Die Geologin Dr. Emmy Mercedes Todtmann und ihre Forschungsreisen nach Island

Leitung: Dr. Sverrir Schopka

Informationen zum Programm

Gunnar F. Guðmundsson (Reykjavik)
Pater Jón Sveinsson. Eine reale oder fiktive Person?

Gunnar F. Guðmundsson wurde 1952 in Reykjavik geboren. Nach dem Abitur 1971 begann er Theologie an der Universität Islands zu studieren, wechselte aber zur Philosophie, Isländisch und Geschichte mit dem Abschluss B.A. 1976. Drei Jahre später folgte die cand. mag.-Prüfung in Geschichte an der Universität und ein Abschluss in Erziehungs- und Unterrichtskunde 1982. Danach war er ein gutes Jahrzehnt Lehrer an weiterbildenden Schulen. Nebenbei war er als Schriftsteller tätig, z. B. als Herausgeber der „Jarðaskjöl“ vom 17. und 18. Jahrhundert im Auftrag der Isländischen Wissenschaftsgesellschaft in Kopenhagen. 1996 wurde er als Archivar des Katholischen Bistums von Reykjavík eingestellt und war außerdem einige Jahre als Historiker für eine Kommission tätig, die die Eigentumsrechte im isländischen Hochland untersuchte („Óbyggðanefnd“).
Heute ist er selbständig tätig. Außer der Biographie über Jón Sveinsson, Nonni, hat Gunnar u. a. auch über die katholische Mission in Island geschrieben und ist einer der Autoren über die Geschichte des Christentums in Island, die im Jahr 2000 in vier Bänden auf Veranlassung von Althing herauskam.

Zum Vortrag: Der Autor und Jesuitenpater Jón Sveinsson verstarb in Köln vor siebzig Jahren, am 16. Oktober 1944, mitten in den Wirren des zweiten Weltkriegs. Am bekanntesten ist er durch seine Jugenderinnerungen, wo er selbst, Nonni, im Mittelpunkt steht. Pater Jón Sveinsson behauptete häufig in Wort und Schrift, dass die Nonnibücher wahre Geschichten sind. In einer aktuellen Biographie über Pater Jón Sveinsson wird als Resultat festgestellt, dass seine liebevollen Kindheitsschilderungen in den Nonnibüchern nicht im Einklang mit dem stehen, was man in Originaldokumenten wie Tagebüchern oder Privatbriefen lesen kann. Aber es sieht auch so aus, als ob er in der Öffentlichkeit eine andere Person gezeigt hat als es im Inneren bei ihm war. Auf dies wird im Vortrag näher eingegangen. Der Autor der Biographie wird auch über die Vorgeschichte erzählen, warum er dieses Werk begonnen hat, ethische Fragen, die er behandeln musste und wie Pater Jón Sveinsson ihm heute erscheint nach jahrelangem intensiven Kennenlernen.

Dr. Regina Jucknies (Bonn)
Neues über alte Drucke. Zum 150. Geburtstag von Heinrich Erkes

Dr. Regina Jucknies studierte Skandinavistik an der Rheinischen Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn und der Åbo Akademi Turku. Wissenschaftliche Mitarbeiterin am Institut für Skandinavistik/Fennistik der Universität zu Köln, Schwerpunkt u. a. Islandistik/Altnordische Philologie; Forschungsaufenthalte in Island, Dänemark, Schweden und Finnland.

Zum Vortrag: Wer Heinrich Erkes war, muss im Kontext der Deutsch-Isländischen Gesellschaft wohl nicht ausführlich dargestellt werden. Den Vortrag zu seinem runden Geburtstag möchte ich einem besonderen Teil der bekannten Islandsammlung des Jubilars widmen: den sogenannten „Alten Drucken“. Neben Islandica vieler Art sammelte Erkes insbesondere auch isländische Bücher, die seit den Anfängen der ersten Druckerpresse auf Island (bis 1800) publiziert wurden. Die gesamte Sammlung wird heute in der Universitäts- und Stadtbibliothek aufbewahrt, und ich möchte über die spannenden Entdeckungen berichten, die ich bei der Durchsicht dieses Bücherschatzes, der über 230 Titel umfasst, gemacht habe.

Dr. Peter Everts (Köln)
Skagi – eine vergessene Halbinsel in Nord-Island

Dr. Peter Everts ist 1938 in Remscheid-Lennep geboren. Nach dem Abitur studierte er Geologie und Mineralogie an der Universität zu Köln, Aachen und Uppsala (Schweden). Das Studium beendete Dr. Everts mit der Diplom-Geologen-Hauptprüfung über ein Thema Island („Zur Geologie von Skagi und der Ostküste des Skagafjords“).
Nach Abschluss des Geologiestudiums übernahm Dr. Everts die Geohydrologische Abteilung mit Schwerpunkt Brunnen- und Wasserbau im Ingenieurbüro Truelsen & Bieske. Von 1969 an wechselte er in das von „Gerling Institut für Schadenforschung und Schadenverhütung GmbH“ in Köln. Hier baute er den Bereich Umweltschutz & Geotechnik auf. Bis zu seiner Pensionierung 1999 – zuletzt als Mitglied der Geschäftsführung – war Dr. Everts weltweit für die Sanierung großer Umweltschäden und die Begutachtung von geotechnischen Risiken verantwortlich.
Neben dieser Tätigkeit arbeitete er in Fortsetzung seiner Diplomarbeit an der Dissertation mit dem Thema „Die Geologie von Skagi und der Ostküste des Skagafjords – Unter besonderer Berücksichtigung der Petrographie und Geochemie der Basalte“. Die Arbeit fand 1975 unter Leitung von Prof. Martin Schwarzbach in Köln ihren Abschluss.
Heute arbeitet Dr. Everts als Consultant für die schwedische Industrie.
Die erste Reise nach Island unternahm er im Jahre 1959. Danach folgten zahlreiche weitere Reisen und im Rahmen der geologischen Feldarbeit mehrmonatige Aufenthalte auf der Halbinsel Skagi (Nord-Island).

Zum Vortrag: Wie reiste man vor nahezu 60 Jahren nach und in Island? Einleitend werden anhand einiger Bilder die Anfänge des „Island Tourismus“ im Vergleich zu den heutigen Reisemöglichkeiten dargestellt.
Mit dem Motorrad von Reykjavik nach Skagaströnd. Erste Eindrücke von einem langsam sterbenden Dorf als Folge des ausbleibenden Herings. Einrichten eines „Basislagers“ bei Helena Ottósdóttir – Auswanderin aus Sachsen 1949 – und ihrer Familie Georg Hjartarson.
Neben einigen älteren Notizen wurde die Halbinsel Skagi und die Ostküste des Skagafjords erstmals von Eggert Ólafsson und Bjarni Pálsson (1755) beschrieben. Ein Blick auf die geologische Karte Islands von Thorvaldur Thoroddsen (1905) zeigt die Halbinsel Skagi in den Farben der isländischen Riftzone. Die geologisch-petrografische Untersuchung der ca. 90 km langen Küstenregion sowie zahlreiche ost-west verlaufende Querprofile durch Skagi geben Aufschluss über den Aufbau der Halbinsel, einen Einblick in das vulkanische Geschehen und die Antwort auf die Frage der „Sonderstellung“ Skagis im Hinblick auf jungvulkanische Riftzone Islands.

Dr. Lilja Schopka-Brasch (Hamburg)
"Jökla-Emmy". Die Geologin Dr. Emmy Mercedes Todtmann und ihre Forschungsreisen nach Island

Lilja Schopka-Brasch, entstammt einer deutsch-isländischen Beziehung, Dr. phil., Historikerin mit Forschungsschwerpunkten in Biographieforschung und Universitätsgeschichte. Laufendes Forschungsprojekt: Wissenschaftlerinnen der Universität Hamburg 1919-1969. Mitglied der Gesellschaft der Freunde Islands e.V. Hamburg.

Zum Vortrag: Für Frauen war es 1918 keineswegs selbstverständlich zu studieren, und dann noch ausgerechnet Geologie! Schließlich mussten Geologen auf ihren Expeditionen bei Wind und Wetter im Boden graben, mathematische Berechnungen anstellen und mit einem Kompass umgehen können. Alles Dinge, die man Frauen nicht zutraute. Die 1888 in Hamburg geborene Emmy Todtmann focht das nicht an. Ganz im Gegenteil: Sie schloss 1923 ihr Geologiestudium mit einer Doktorarbeit über eiszeitlich geformte Landschaften in Norddeutschland ab. Ihr Interesse an der Entstehung solcher Landschaften führte sie nach Island und zu den Gletschern. Einmal dort gewesen, ließ sie diese Insel nicht mehr los und noch hochbetagt erforschte sie den Vatnajökull. Folgen Sie mit mir den Spuren dieser mutigen Geologin.