2009: Ein doppeltes Gedenkjahr
2009: Ein doppeltes Gedenkjahr
65. Todestag von P. Jón Svensson – „Nonni“
60. Todestag von P. Hermann Krose – „Nonnis“ Biograph
- Dass P. Jón – „Nonni“ – Svensson S.J. am 16. Okt. 1944 (also vor 65 Jahren) in Köln im St. Franziskus-Hospital gestorben ist, wissen wohl die meisten „Nonni-Freunde“.
- Dass er wegen der ständigen Bombardierungen ohne großes Geleit auf dem Melatenfriedhof in der „Grabstätte der Kölner Jesuiten“ beerdigt wurde, auch.
- Dass aber sein Biograph, Freund und Weggefährte P. Hermann Krose S.J. – nur ein paar Schritte von Nonnis Grab entfernt – fünf Jahre später ebenfalls auf Melaten bestattet wurde, ist vermutlich weniger bekannt.
- Dass sich im Jahr 2009 sein Todestag zum 60. Male jährt, noch weniger.
Hier noch einmal die genauen Daten:
P. Jón Svensson S.J. – „Nonni" |
P. Hermann A. Krose S.J. |
* 16. Nov. 1857 in Mödruvellir/Island
|
* 28. Mai 1867 in Bremen |
Es ist sicher ein seltenes Zusammentreffen, dass ein Schriftsteller in unmittelbarer Nähe dessen beerdigt liegt, dem er eine freundschaftliche und sehr persönliche Biographie gewidmet hat – aufgrund von Tagebuchnotizen des Verstorbenen!
So lautet denn auch der Titel der bisher einzigen ausführlichen und komplett veröffentlichten „Nonni“-Biographie „Jón Svensson. Ein Lebensbild ‚Nonnis’, dargestellt nach seinen Tagebüchern“, Herder 1949 – also im Todesjahr Kroses erschienen. Leider ist dieses Buch (mit 6 Fotografien) ziemlich hoffnungslos vergriffen – es taucht allenfalls sporadisch in Online-Antiquariaten auf, wenn wieder einmal eine Bibliothek aufgelöst wird. Allerdings: ein Exemplar steht in der Erzbischöflichen Diözesan- und Dombibliothek Köln – für alle „Nonni-Freunde“ eine empfehlenswerte Ausleihe.
Es ist daher höchst erfreulich, dass Prof. Dr. Gert Kreutzer (Präsident der Deutsch-Isländischen Gesellschaft e.V. Köln) es unternommen hat, eine Biographie über Jón Svensson zu schreiben – zwei lesenswerte Teile wurden bereits in der Zeitschrift ISLAND veröffentlicht (Heft 1 und 2, 2008), die Fortsetzung ist für das Mai-Heft 2009 vorgesehen.
Auch in Island ist natürlich jemand damit beschäftigt, eine „Nonni“-Biographie zu verfassen, nämlich der bischöfliche Archivar Gunnar F. Gudmundsson in Reykjavík. Hoffentlich kann er sie bis 2011 fertig stellen – dann nämlich ist Island auf der Frankfurter Buchmesse „Gastland“: eine große Chance, auch bei dieser Gelegenheit „Nonni“ wieder ins Gespräch zu bringen!
Nun aber zurück zu P. Kroses Buch. Das Frontispiz zeigt das wohl bekannteste „Nonni“-Bild mit Hut. Vom Autor der „Nonni“-Biographie ist dagegen leider keines zu finden – auch nicht im Internet. Man müsste sich schon nach München in das Archiv der Jesuiten begeben. Von dort erhielt ich freundlicherweise einen Nachruf auf P. Hermann Krose (geschrieben von P. Jakob Nötges). Die darin zitierte Festschrift zum 70. Geburtstag Kroses wurde von der „Zentralstelle für kirchliche Statistik Köln“ verfasst. Sie würdigt Krose als "hochrangigen Wissenschaftler und bahnbrechenden Statistiker". Eine Biographie Kroses und die Liste seiner Werke finden sich übrigens im "Biographisch-Bibliographischen Kirchenlexikon" (BBKL). Kroses bekannteste Publikationen sind das "Kirchliche Handbuch" sowie zahlreiche Arbeiten zur Religionsstatistik. (Da ich im BBKL zu meiner Verwunderung keinen Beitrag zu Jón Svensson entdecken konnte, nannte ich dem Lektor einen kompetenten Bearbeiter, so dass demnächst diese Lücke endlich geschlossen wird.)
Mir geht es hier aber nicht so sehr um den Wissenschaftler Hermann Krose, sondern um einen Freund und Weggefährten Jón Svenssons, dem wir „Nonni-Leser“ viel, um nicht zu sagen ALLES (!) zu verdanken haben. Die beiden Jesuiten lernten sich bereits im Jahr 1895 in Dänemark kennen, wo sowohl Krose als auch Svensson in Ordrup am Andreaskolleg unterrichteten. Wann und wo sich ihre Wege wieder kreuzten, lässt sich wohl ebenfalls am besten im Münchner Archiv nachlesen. Auch Kroses eigene „Lebenserinnerungen“ werde ich demnächst in München zur Hand nehmen: der oben erwähnte „Nachruf“ hat nämlich nun erst recht mein Interesse an dem m. E. zu Unrecht in Vergessenheit geratenen P. Krose geweckt.
Schließlich war es Krose, damals Schriftleiter der „Stimmen aus Maria Laach“, der „Nonnis“ schriftstellerische Begabung erkannte und den Anklang, den Svenssons Erzählungen in den verschiedensten Zeitschriften und beim Publikum fanden, richtig und rechtzeitig (!) einschätzte. Deshalb nutzte er seine Kontakte zur “Verlagsbuchhandlung Herder & Co.“ und machte den allzu bescheidenen „Nonni“ mit Herder bekannt. Ohne diese Verbindung zu dem berühmten katholischen Verlag hätten die „Nonni-Bücher“ womöglich nie das Licht der Welt erblickt! So lässt sich m. E. mit Fug und Recht sagen, dass der eigentliche Entdecker „Nonnis“ Hermann Krose war.
Auch Svenssons letztes Buch „Nonni in Japan“ wäre wohl nie veröffentlicht worden, hätte nicht P. Krose diesen zweiten Teil von „Nonnis“ Weltreise zu Ende geschrieben und die letzten Stationen dieser Reise, nämlich die Kapitel 40 – 44, anhand der Tagebuchaufzeichnungen Jón Svenssons eingefügt. „Nonni“ selbst war ja nur noch bis Kapitel 39 gekommen – dann trat er seine allerletzte Reise an.
Dass dieses letzte – gemeinsame! – Werk seit kurzem wieder großes Interesse erweckt hat, nämlich anlässlich der „Nonni-Ausstellung“ in Tokio im Oktober 2008, freut die beiden Autoren ganz bestimmt – wenn auch „posthum“! Eine Übersetzung des Buches ins Japanische und/oder Englische ist m. E. überfällig.
P. Hermann Krose verdient daher unser aller Dank – und dieser sollte anlässlich seines 60. Todestages auch sichtbar zum Ausdruck gebracht werden.
Zum Schluss ein Zitat von P. Nötges (s.o.):
„…Dieses herrliche Lob Kroses von Seiten der Fachwissenschaft mag vielleicht etwas lang vorkommen, aber es musste gebracht werden, damit wir uns der Größe P. Kroses als Bahnbrecher statistischer Wissenschaft und Forschung bewusst bleiben und die Späteren in Ehrfurcht an seiner Grabestafel auf Melaten stehen.“
Ich frage mich: WER wird das am Samstag, dem 26. September 2009 sein??
Und auf „Nonni“ gemünzt:
WER wird am Freitag, 16. Oktober 2009, an seinem Grab stehen?? Hoffentlich recht viele „Nonni-Freunde“ – mit Sicherheit aber etliche Mitglieder der Deutsch-Isländischen Gesellschaft e.V. Köln. Und die Stadt Köln wird hoffentlich dem „verdienstvollen Bürger Jón Svensson“ einen Kranz spendieren.
Friederika Priemer, Köln, 23. Februar 2009