47. Kölner ISLAND-Kolloquium

am Samstag, den 13. November 2021
in der Fritz Thyssen Stiftung, Apostelnkloster 13-15, 50672 Köln

Programm

09:45 Uhr  

Begrüßung durch den Präsidenten der Gesellschaft, Prof. Dr. Gert Kreutzer

10:00 Uhr  

Dr. Bart Holterman (Göttingen)
Spätmittelalterliche Kaufleute aus Norddeutschland in Island

11:00 Uhr  

Angelika Hoffmann (Bitter)
Der isländische Schafhund – vom Arbeitstier zum Familienhund

12:00 Uhr  

Mittagspause

13:30 Uhr  

Mitgliederversammlung der DIG

14:00 Uhr  

Gudrun M. H. Kloes (Hvammstangi)
Das Projekt Grettir – eine Tragödie in Textil

14:45 Uhr   Kaffeepause
15:00 Uhr  

Uwe Reimann (Leonberg)
Anders reisen: 10 Jahre Island-Projekte

16:00 Uhr  

Schlusswort

Leitung: Dr. Sverrir Schopka

Das Kölner Island-Kolloquium wird freundlicherweise unterstützt vom Auswärtigen Amt und von Icelandair.

Abstracts zu den Vorträgen

Dr. Bart Holterman (Göttingen)
Spätmittelalterliche Kaufleute aus Norddeutschland in Island

Bart HoltermanIm späten 15. und 16. Jahrhundert wurde der Handel mit Island von Kaufleuten aus den norddeutschen Hansestädten, namentlich Hamburg und Bremen, dominiert. Sie wurden getrieben durch die große Nachfrage nach isländischem Trockenfisch auf dem europäischen Markt. Obwohl die Handelsvolumen im Islandhandel aus hansischer Sicht eher gering waren, stellten die Handelsbeziehungen für die Isländer die wichtigste Verbindung mit dem europäischen Kontinent dar. Nicht nur Handelswaren wurden auf den Hanseschiffen über die Nordatlantik transportiert, sondern auch Passagiere, Wundärzte, Ideeen, Bücher und religiöse Objekte. Andererseits widmeten die niederdeutschen Kaufleute und Schiffer oft ihr ganzes Leben dem Islandhandel, und verbrachten viele Sommer auf der Insel. Im Vortrag wird eingegangen auf die vielfältige Beziehungen zwischen den deutschen Kaufleuten und den Isländern im Spätmittelalter, auf die Kooperationsformen, Netzwerkbildung, Informationsverschaffung, kulturellen Einflüsse und Konfliktlösung.

Bart Holterman, geb. 1985 in Zevenaar (NL), studierte Kunst und Geschichte in Utrecht und Erlangen. Er schrieb seine Promotionsarbeit im interdisziplinären Forschungsprojekt "Zwischen Nordsee und Nordmeer: interdisziplinäre Studien zur Hanse" am Deutschen Schifffahrtsmuseum in Bremerhaven, die 2019 erfolgreich an der Universität Hamburg verteidigt wurde. Die zugehörige Publikation "The Fish Lands: German Trade with Iceland, Shetland and the Faroes in the Late 15th and 16th Century" erschien 2020.

Angelika Hoffmann (Bitter)
Der isländische Schafhund – vom Arbeitstier zum Familienhund

Angelika HoffmannDie meisten Menschen halten ihn für einen hübschen Mischlingshund – spitze Ohren, geringelter Schwanz, etwa kniehoch. Nur wenige wissen, dass dieser Typ ein Rassehund ist und aus Island stammt: „Íslenskur fjárhundur“  - ein Hund mit viel Witz und Temperament, klug, sehr schnell, ziemlich eigenwillig und auch sehr „lautfreudig“. Hunderte Jahre war er unersetzlicher Helfer beim Treiben der Schafe und Pferde, heute ist der Spitz ein beliebter Familienhund.  Dabei wäre dieser Arbeitshund beinahe ausgestorben. Denn in den 1940er Jahren eroberten die feinen Hunderassen aus Europa die Insel, der Schafhund hatte ausgedient. Welche Rolle der Hund früher spielte, wie die Rasse in letzter Minute gerettet wurde und heute erhalten wird – mehr dazu in einem Bildervortrag.

Angelika Hoffmann, geb. 1948, ist Journalistin und Autorin.  Mit ihrem 3. Islandhund „Eyvindur frá Dyrgjadóttir“ und ihrem Islandpferd „Fura frá Glæsibær“ lebt sie heute  in einem kleinen Dorf an der Elbe.  Auf den Islandhund gekommen ist sie durch die Islandpferde. Ihren ersten Welpen, eine kleine Hündin, holte Hoffmann bei der Züchterin nahe Reykjavik ab. Alsbald kam noch ein kleiner Rüde von dort dazu. Und dann natürlich auch Nachwuchs. Sie alle sind längst „über den Regenbogen gegangen“. Es folgten im Laufe der Jahre viele Reisen nach Island auch auf den Spuren der Hunde. Seit 1990 schreibt sie über Islandhunde. Beide deutschsprachige Bücher sind vergriffen.

Gudrun M. H. Kloes (Hvammstangi)
Das Projekt Grettir – eine Tragödie in Textil

VonGudrun. M. H. Kloes 2016 bis 2019 entstanden 10 Bildteppiche in Applikationstechnik, die Gudrun Kloes' Sicht auf die Saga von Grettir Ásmundarson interpretieren. Diese von ihr entworfenen und gefertigten Teppiche finden als Anschauungsmaterial bei der gerafften Erzählung der Saga Verwendung, ähnlich wie es früher bei der Moritat gängig war. Motive der Teppiche schildern Szenen der Saga, vermitteln aber auch Hintergrundwissen zur Epoche der Landnahme, der Umbruchszeit in Island zwischen Asenglauben und Christentum, zur Schiffsfahrt oder zur wichtigen Tätigkeit der Frauen zur Sagazeit.
In Köln zeigt Gudrun Kloes einen Bildteppich im Original (der Transport des gesamten Bühnenaufbaus aus Island wäre zu aufwändig) und ferner sämtliche Bildteppiche in einer digitalen Präsentation, die um zusätzliche, illustrierende Hintergrundinformationen ergänzgt ist, so dass ein lebendiger Vortrag entsteht.

Gudrun M. H. Kloes, Jahrgang 1949, wandert nach einer Sparkassenlehre, Abendgymnasium und Studium 1982 ins karge Island aus. Zehn Jahre war sie an der deutschen Botschaft in Reykjavík tätig und legte die Reiseleiterprüfung ab.
1992 übersiedelte sie aufs Land und führte einen Reisebetrieb, 2000–2015 Tätigkeit beim regionalen Kommunalverband Nordwest-Island im Bereich Tourismusentwicklung und Lehrtätigkeit an der örtlichen Grundschule.
Gudrun verfasste zahlreiche Übersetzungen, Veröffentlichungen und betreibt den Kleinverlag túrí ehf. Teilnahme am multinationalen Sagaprojekt „Destination Sagalands“, gefördert durch den Kulturfond des Nordischen Rates.
Ab 2016 Entwicklung des Storytelling-Projektes und zahlreiche Aufführungen des Programms über Grettir den Starken und seine Epoche.

Uwe Reimann (Leonberg)
Anders reisen: 10 Jahre Island-Projekte

Uwe Reimann

Wie kommt man dazu mit einem Ford Mustang nach Island zu fahren oder schon 2011 erstmals einen Film mit einer Kamera-Drohne zu machen? Nach einigen normalen Reisen ergaben sich für Uwe Reimann immer wieder neue Ideen, etwas besonderes in Island zu machen.
Mit vielen seiner Projekte war er der Erste in Island. Groß damit an die Öffentlichkeit zu gehen, war nie ein Thema. Aber die erste Islandreise mit einem Elektromotorrad schaffte es 2018 in die isländischen Fernsehnachrichten.
Fliegen Sie mit einer Kamera-Drohne die Hallgrimskirche hoch und über den Seljalandsfoss. Laufen Sie mit Uwe den Laugavegur in einem Tag von Landmannalaugar bis Þörsmörk, besteigen die Herðubreið und begleiten wir ihn mit seinen Eltern ins isländische Hochland.

Uwe Reimann, 1964 in Krefeld geboren, studierte Physik in Hamburg. Von 1992 bis 1996 war er Werkstoffwissenschaftler am Max-Planck-Institut für Eisenforschung in Düsseldorf. 1996 Weiterbildung zum Technischen Redakteur Multimedia in Dortmund. Seit 1997 Technischer Redakteur beim europäischen Marktführer für Automatisierungstechnik in Esslingen am Neckar, ab 2012 dort als freigestellter Betriebsrat tätig. 2003 reiste er wegen einer Sonnenfinsternis zum ersten Mal nach Island, seitdem war er fast jedes Jahr dort - inzwischen 21 mal.