48. Kölner ISLAND-Kolloquium

am Samstag, den 19. November 2022
in der Fritz Thyssen Stiftung, Apostelnkloster 13-15, 50672 Köln

Programm

09:45 Uhr   Begrüßung durch den Präsidenten der Gesellschaft, Prof. Dr. Gert Kreutzer
10:00 Uhr   I.E. Botschafterin Maria Erla Marelsdóttir (Berlin)
70 Jahre diplomatische Beziehungen: ein Blick in die Zukunft
10:30 Uhr   Dr. Jörg Bewersdorff (Limburg)
Emil Artins Islandreise im Sommer 1925. Spuren und Kontext
11:30 Uhr   Sabine Barth (Köln)
In den Westen, in den Westen
12:30 Uhr   Mittagspause
14:00 Uhr   Halldór Guðmundsson (Reykjavík)
Die Eigenart der isländischen Literatur
15:00 Uhr   Kaffeepause
15:30 Uhr   Ari Trausti Guðmundsson (Reykjavík)
Natürliche Gefahren in Island und Maßnahmen dagegen
16:30 Uhr   Schlusswort

Leitung: Dr. Sverrir Schopka

Das Kölner Island-Kolloquium wird freundlicherweise unterstützt von Icelandair.

Abstracts zu den Vorträgen

Dr. Jörg Bewersdorff (Limburg)
Emil Artins Islandreise im Sommer 1925. Spuren und Kontext

Dr. Jörg BewersdorffEmil Artin, der zu den bedeutenden Mathematikern des 20. Jahrhunderts gehört, unternahm als 27-jähriger Professor zusammen mit sechs Studenten im Spätsommer 1925 eine zweimonatige Reise nach Island. Anhand des von Artin geführten Reisetagebuchs, von ihm gemachten Fotografien und weiteren Spuren folgen wir ihrem erlebnisreichen Weg, bei dem insgesamt 450 km zu Fuß zurückgelegt wurden. Von Húsavík über Laugar zum Mývatn und zum Námafjall, dann wieder über Laugar nach Akureyri und schließlich durch das Öxnadalur zum Skagafjöður mit einem Besuch der Insel Drangey und zuletzt nach Siglufjörður. Nach einer Passage mit einem Küstenschiff wurden in Reykjavík Besuche gemacht. Außerdam machte die Gruppe zwei Ausflüge mit einem Auto nach Hafnarfjörður und Þingvellir.

Jörg Bewersdorff, 1958 in Neuwied geboren, studierte Mathematik in Bonn und promovierte 1985 dort auch. Beruflich war er über zwei Jahrzehnte Geschäftsführer von Tochterunternehmen der Gauselmann AG, zuletzt der GeWeTe, einem Spezialisten für automatische Geldverarbeitung. Seine privaten Interessen spiegeln sich in vier von ihm verfassten mathematischen Fachbüchern wider, von denen zwei ins Englische und eins zusätzlich in Koreanische übersetzt wurden, sowie in seinen Wanderungen in Nordeuropa und in den Alpen.

Sabine Barth (Köln)
In den Westen, in den Westen

Sabine BarthEs ist außer Frage, nicht Columbus erreichte als erster Mann aus dem Osten die Gestade von Amerika, sondern es waren die Nordmänner. Folgt man den Sagas, so waren es vor allem Leifur Eiríksson und seine Männer, die die Küste erkundeten. Die Norweger Anne Stine und Helge Ingstad folgten den Schilderungen in den Sagas und gelangten nach L´Anse aux Meadows, der Nordspitze Neufundlands. Die dortigen Ausgrabungen sind bemerkenswert und zeigen die Bedeutung des Platzes für die Grönländer – die ja ursprünglich Isländer waren. In die Zeit der Nordmänner fallen nicht nur zahlreiche Entdeckungen, sondern sie bauten ein großes Handelsgebiet auf mit den Gütern, die auch aus dem Westen kamen.

Sabine Barth studierte u. a. Theater-, Film- und Fernsehwissenschaften sowie Völkerkunde. Nach ihrer Zeit als Dramaturgin war sie u. a. leitende Redakteuren von zwei Zeitschriften. Regelmäßig schreibt sie Feature und Literaturkritiken für den Rundfunk, Schwerpunkte sind Island und Grönland. Über beide Länder, die sie seit den 1980er Jahren bereist, schrieb sie mehrere Reiseführer. In Reykjavík lebte sie zwei Jahre und leitete dort das ehemalige Goethe-Zentrum. Seit 2006 arbeitet sie als Lektorin auf Kreuzfahrtschiffen, vor allem im arktischen Raum. „Im Kielwasser der Vikinger“ hat sie mehrere Touren unternommen und dabei auch Neufundland erreicht.

Halldór Guðmundsson (Reykjavík)
Die Eigenart der isländischen Literatur

Halldór GuðmundssonIn keinem Land Europas wurde im Spätmittelalter so viel erzählende Literatur über das Leben und das Schicksal nicht-adeliger Menschen geschrieben wie in Island. Was war der Grund? Kann es sein, dass diese historische Tatsache auch heute noch die zeitgenössische Literatur prägt und ihre Eigenart beeinflusst?

Halldór Guðmundsson 1956 in Reykjavík geboren, Kindheit in Bonn, Studium der Literaturwissenschaften in Reykjavík und Kopenhagen, Verleger 1984–2003, Projektleiter von Island als Gastland der Frankfurter Buchmesse 2011 und für Norwegen als Gastland 2019, Direktor der Harpa von 2012–2017, Autor mehrerer Bücher, unter anderem einer Biografie von Halldór Laxness.

Ari Trausti Guðmundsson (Reykjavík)
Natürliche Gefahren in Island und Maßnahmen dagegen

Ari Trausti Guðmundsson

Die lebendige Natur Islands ist reich an Naturereignissen wie Vulkanausbrüchen, Erdbeben, Schnee- und Gerölllawinen, Gletscherfluten und Orkan-Wetterlagen aufgrund extremer Tiefs. Diese Vielfältigkeit kann zu katastrophalen Ereignissen führen. Um diesen Gefahren zu begegnen, hat man landesweit große und effektive Rettungsmannschaften auf freiwilliger Basis organisiert, die in Zusammenarbeit mit der Küstenwache, die über Hubschrauber verfügt, und staatlichen und kommunalen Behörden jederzeit einsetzbar sind. Im Vortrag wird auf die einzelnen Naturgefahren eingegangen, die Vorhersage-Systeme erläutert, und über das Zusammenwirken der einzelnen Akteure mit dem Zivilschutz geschildert.

Ari Trausti Guðmundsson, geb. 1948, ist teilweise deutscher und österreichischer Abstammung. Ausbildung zum Geophysiker in Oslo und Reykjavík (Schwerpunkte Vulkanismusm, Glaziologie). Danach war er u. a. Forschnungsassistent der isländischen Ener­giebehörde und Lehrbeauftragter, später fachlicher Berater, Bergführer und Pro­grammleiter im Radio und Fernsehen mit den Hauptthemen Natur, Bergsteigen und Umwelt.
Ari Trausti ist Autor und Übersetzer von 45 Sachbüchern zumeist über die Geologie, Vulkane und Gletscher Islands. Vier Romane, sieben Gedichtbände und eine Novellensammlung kommen dazu; er erhielt den Halldór Laxness-Preis für Literatur.
2012 kandidierte er für das Amt des Staatspräsidenten, von 2016–2021 war er Abgeordneter im Alþingi.