50. Kölner ISLAND-Kolloquium
am Samstag, den 16. November 2024
in der Fritz Thyssen Stiftung, Apostelnkloster 13-15, 50672 Köln
Programm
09:45 Uhr | Begrüßung durch S. E. Auðunn Atlason und den Präsidenten der Gesellschaft, Prof. Dr. Gert Kreutzer | |
10:00 Uhr | Dr. Svana Helen Björnsdóttir Frauen in Führungspositionen in Island |
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11:00 Uhr | Prof. Dr. Gauti Kristmannsson Bewahrung des größten Schatzes Islands – der isländischen Sprache |
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12:00 Uhr | Mittagspause | |
14:00 Uhr | Dr. Renate Schumacher Die Westfjorde mit Hornstrandir – Geologie und Reiseerlebnisse |
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15:00 Uhr | Kaffeepause | |
15:30 Uhr | Arthúr Björgvin Bollason Dokumentarfilm: Island: Zuflucht und Erfüllung – Der Exilkünstler Wilhelm Beckmann |
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16:30 Uhr | Schlusswort |
Leitung: Dr. Sverrir Schopka
Das Kölner Island-Kolloquium wird freundlicherweise finanziell gefördert vom Institut für Auslandsbeziehungen mit Mitteln des Auswärtigen Amtes.
Ausstellung im Foyer: Island im Kreislauf des Wassers - Fotographien von Dr. Renate Schumacher
Abstracts zu den Vorträgen
Dr. Svana Helen Björnsdóttir
Frauen in Führungspositionen in Island
Am 1. September 2013 trat das Gesetz zur Geschlechterquote in den Vorständen öffentlicher Unternehmen und Institutionen mit mehr als 50 Mitarbeitern in Kraft. Das Gesetz schreibt vor, daß der Anteil jedes Geschlechts über 40% liegen muss. Die Auswirkungen dieser Gesetzesänderung auf isländische Unternehmen und Institutionen werden diskutiert. Auch die Auswirkungen auf die isländische Gesellschaft werden diskutiert.
Dr. Svana Helen Björnsdóttir ist Ingenieurin mit Abschlüssen in Systems-Engineering (Reykjavík Universität) und Elektrotechnik (TU Darmstadt).
Dr. Björnsdóttir ist Vorstandsmitglied in zahlreichen Unternehmen, Organisationen und Institutionen gewesen und verfügt über umfangreiche Erfahrung in der Unternehmensführung sowohl in Island als auch im Ausland. Sie war u. a. Vorsitzende des Bundesverbands der Isländischen Industrie (SI), im Vorstand der Bundesvereinigung der isländischen Arbeitgeberverbände (SA), Mitglied des Universitätsrats der Reykjavík Universität.
Dr. Björnsdóttir ist derzeit u. a. Präsidentin des isländischen Ingenieurverbandes, im Exekutivkomitee des Europäischen Ingenieurverbandes, im Vorstand des kommunalen Abfallverbands der Hauptstadtregion und politisch aktiv im Gemeinderat von Seltjarnarnes (Vorsitzende des Planungs- und Verkehrsausschusses) sowie Vorsitzende des Versorgungsunternehmens von Seltjarnarnes (Heizung, Wasser und Abwasser).
Prof. Dr. Gauti Kristmannsson
Bewahrung des größten Schatzes Islands – der isländischen Sprache
Die Isländer sind sehr stolz auf ihre Sprache und erzählen gern, dass sie die mittelalterlichen Texte der Sagas und Eddas noch in der Urfassung lesen können. Obwohl diese Behauptung den Tatsachen nicht ganz entspricht, ist es wohl wahr, dass die Isländer ihrer mittelalterlichen Sprache näher stehen als viele andere Sprachgruppen Europas. Zum Beispiel habe ich als junger, angehender Anglist, aufgrund meiner Muttersprache, kaum Schwierigkeiten altenglische Texte zu lesen. Bekannt ist auch, dass es ein Isländer war, Grimur Thorkelin, der das altenglische Epos Beowulf entdeckte. Die Engländer haben diesen Text damals nicht verstanden. Aber wie ist es dazu gekommen, dass die Isländer ihre Sprache so gut bewahrt haben? Oft wird einfach auf die Sagas und Eddas verwiesen, aber ist das alles? In diesem Vortrag wird der Versuch unternommen, anhand einiger Beispiele, die Rolle der Übersetzung in der Bewahrung der isländischen Sprache zu erklären und zu verdeutlichen.
Gauti Kristmannsson ist Professor der Translationswissenschaft an der Universität Islands und Dekan der Fakultät für Isländisch und komparatistische Kulturwissenschaft. Er hat Anglistik an der Universität Islands studiert, schottische Literatur an der Universität von Edinburgh und an der Johannes-Gutenberg-Universität Mainz promoviert über die Rolle der Übersetzung in der Konstruktion der Nationalliteraturen Großbritanniens und Deutschlands 1750–1830. Er hat auch über 20 Jahre als Literaturkritiker für den Isländischen Rundfunk fungiert. Kürzlich hat er Der Zauberberg von Thomas Mann übersetzt.
Dr. Renate Schumacher
Die Westfjorde mit Hornstrandir – Geologie und Reiseerlebnisse
Nur etwa 10% aller Touristen besuchen die Westfjorde Islands da die meisten Reisen entlang der Ringstraße führen. In ihrem Vortrag geht die Geologin Renata auf den geologischen Ursprung dieser dünnbesiedelten Region ein. Ähnlich wie bei den Ostfjorden sind die vulkanischen Gesteine älter als 11 Millionen Jahre und zählen somit zu den ältesten Islands. Den bisherigen Altersrekord hält Hrafnsfjörður in den Westfjorden mit 14 Millionen Jahren. Auch wenn es noch warme Thermalquellen gibt, ist der aktive Vulkanismus längst erloschen.
Ein weiteres Vortragsthema geht auf das seit den 1940er/1950er Jahren unbewohnte Naturreservat Hornstrandir ein, wo Renata mehrtägige Wanderungen unternahm.
Dr. Renate "Renata" Schumacher war seit 1997 bis zu ihrem Ruhestand als wissenschaftliche Mitarbeiterin und Dozentin am Institut für Geowissenschaften der Universität Bonn tätig und leitete das zugehörige Mineralogische Museum. Stationen ihres geologischen Studiums und Berufslebens sind Kiel, Edinburgh, Amherst, Münster und Bonn. Forschungsarbeiten in Glen Clova, Neu England, Sri Lanka und im Erzgebirge. Öffentlichkeitsarbeit u. a. im Rahmen ihrer Museumstätigkeiten in Kiel und Bonn und bis heute im Rahmen von Fotoausstellungen und Vorträgen.
Arthúr Björgvin Bollason
Dokumentarfilm: Island: Zuflucht und Erfüllung – Der Exilkünstler Wilhelm Beckmann
Der Dokumentarfilm Island: Zuflucht und Erfüllung erzählt die dramatische Geschichte des Hamburger Künstlers Wilhelm Beckmann, der 1935 als junger, engagierter Sozialdemokrat vor dem nationalsozialistischen Terror aus seiner Heimat fliehen musste. Nach einem kurzen Zwischenaufenthalt in Dänemark zog Beckmann per Schiff weiter nach Island. Er lebte sich auf der fernen Vulkaninsel im Nordatlantik ein und beschloss, dort zu bleiben. Er heiratete eine Isländerin und gründete mit ihr eine Familie. Im Laufe der Jahre erhielt Beckmann für seine Kunst, insbesondere seine religiösen Reliefs und Holzschnitzereien, viel Anerkennung. Ausserdem unterstützte er mit seiner Kunst die isländischen Sozialdemokraten. In seiner Heimatstadt Hamburg war Beckmanns Schicksal bis in die jüngste Zeit völlig unbekannt.
Der Film wurde von der isländischen Beckmann-Stiftung, von der Staatskirche Islands und der Fluggesellschaft ICELANDAIR gefördert.
Arthúr Björgvin Bollason ist Autor, Übersetzer, Journalist, Saga-Experte und Filmemacher. Er organisierte den Gastlandauftritt Islands auf der Frankfurter Buchmesse 2011 mit und hat zahlreiche Bücher über Island sowie auch Saga-Hörbücher veröffentlicht. Übersetzt hat er literarische und philosophische Werke, u.a. von Hegel, Schiller, Nietzsche, Fontane und Enzensberger. In den vergangenen Jahren hat Bollason viele Vorträge über Island gehalten und an TV Sendungen mitgewirkt.